Liebe Eltern,
zu Beginn der dunklen Jahreszeit möchten wir, das Lehrerkollegium des KGH, Sie gerne auf ein Problem hinweisen und daraus folgernd um Mithilfe bitten.
Psychologische, medizinische und soziologische Studien z.B. im Auftrag des ADAC oder der Landesunfallkasse belegen, dass Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, i.d.R. den Kindern keinen Gefallen tun. Folgende Gründe erachten wir als die wichtigsten Gründe, auf die sog. „Elterntaxis“ nach Möglichkeit zu verzichten.
- müde und passive Kinder (die frische Luft auf dem Fahrrad oder dem Fußweg machen wach)
- hohes Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten (räumlich am Lehrerparkplatz und an dessen Ausfahrt konzentriert), hierbei entstehen Gefahrenquellen (viele Eltern- und Lehrerautos, viele Kinder, z.T. unbeleuchtete Fahrräder, Kleidung und Tornister ohne Reflektoren etc.), die am KGH bislang zum Glück noch zu keinen schweren Unfällen geführt haben
- sozialer Austausch mit Gleichaltrigen entfällt (soziales Lernen, Kooperation, Erfahrungsaustausch, zusätzlich können hier schon das „Neueste und Wichtigste“ erzählt oder Geheimnisse ausgetauscht werden, was sonst häufig zu Unterrichtsbeginn geschieht)
- Kindern wird die Chance auf Interaktion, Ausbau der persönlichen Entwicklung und Selbstständigkeit oder der Auskundschaftung der Umgebung (Hinterhöfe erkunden, Klingelstreiche spielen, Abstecher zum Kiosk etc.) z.T. genommen; gehen Kinder allein zur Schule, schaffen sie sich ihren eigenen kleinen Lebensraum, den sie mit Freunden entdecken
- Selbstständigkeit erschafft Verantwortung für sich und andere (und umgekehrt); Kinder müssen auch lernen, sich für etwas anzustrengen – der Schulweg kann dazu gehören (Verkehrsmündigkeit, Ausprägung des Bewusstseins für Gefahrensituationen)
- statistisch verunglücken die meisten Schulkinder auf dem Schulweg im elterliche Auto und nicht zu Fuß, mit dem Rad oder im Bus/Bahn
- viele befragte Schulkinder geben an, dass sie mehr Spaß am Schulweg mit Mitschülern haben
- Elterntaxis fördern die Bequemlichkeit
- Bewegung als Radfahrer oder Fußgänger ist gesund und stärkt Abwehrkräfte, beugt Haltungsschäden und Übergewicht vor (unsere Kinder sitzen in der Schule und z.T. auch in der Freizeit bereits lange genug)
- Der Umwelt ist damit auch geholfen (Stichwörter: Klimawandel, CO2), eine Sensibilisierung und Erziehung zum Umweltbewusstsein und Umweltschutz liegt mehr denn je in der Verantwortung unserer Erwachsenengeneration
Am KGH beobachten wir immer wieder, dass im Zeitraum von ca. 7:20 bis 7:30 Uhr (das ist mit 12.40 und 15:15 Uhr unsere Stoßzeit!) Kinder mit Autos direkt vor dem Gebäude abgesetzt werden. Und das, obwohl dort entsprechende Verkehrsschilder stehen, die dies an manchen Stellen explizit untersagen. Zum Teil fahren die Autos auf den Lehrerparkplatz und erhöhen dort das Verkehrsaufkommen noch zusätzlich unnötig. All das erhöht das Unfallrisiko.
Falls Ihre Kinder nicht ohne Auto zur Schule kommen können, bitten wir Sie, in den Stoßzeiten nicht direkt vor dem Schulgebäude und in Nähe der Einfahrt zum Lehrerparkplatz zu warten. Fahren Sie bitte auf der Neustädter Straße oder der Alleestraße ein Stück weiter und laden dort Ihre Kinder ein oder aus.
Viele Elterntaxis sind gewiss gut gemeint. Aber bedenken Sie auch: Die Aufgabe von Eltern ist nicht das Wegräumen der Hürden auf dem Lebensweg Ihrer Kinder, sondern die Hilfe zu geben, diese Hürden eigenständig zu überwinden.
Liebe Eltern, bitte vermeiden Sie soweit es geht die Elterntaxis! Im Sinne Ihrer Kinder, der Schule und der Umwelt…
Vielen Dank!
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Literatur und Internetquellen zum Thema
Frauendienst, B. und A. P. Redecker: Die Veränderung der selbstständigen Mobilität von Kindern zwischen 1990 und 2010. Zeitschrift für Verkehrssicherheit 57 (2011) Nr. 4, S. 187
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kinder unterwegs im Straßenverkehr. Düsseldorf 2010
Zollner, P.: ADAC Motorwelt 07/08/2016